Cloud-Kosten im Griff: Strategien für effiziente Nutzung von Ressourcen
16. Januar 2025 / Matthias Gronwald
Vor einigen Jahren galt die Cloud als Wundermittel zur Senkung von IT-Kosten. Angelockt von Versprechungen über Ressourceneinsparungen und Skalierbarkeit verlagerten Unternehmen sämtliche Applikationen in die Cloud. Nach der anfänglichen Euphorie wurde vielen eine entscheidende Tatsache bewusst: Werden sie nicht präzise gesteuert, geraten Cloud-Kosten außer Kontrolle.
Die Wahrheit ist, dass eine effektive Cloud-Migration ein klares Verständnis spezifischer Anwendungsfälle und eine ordentliche Optimierungsstrategie erfordert. Eines steht fest: Nicht jede Aufgabe gehört in die Cloud. Zu wissen, wann und wie die Cloud eingesetzt wird, ist die halbe Miete. Für bestimmte Workloads kann die Beibehaltung von On-Premise-Lösungen oft eine bessere Wahl sein – vorausgesetzt, die notwendigen IT-Ressourcen sind vorhanden. Diese Option behält Kosten und Ressourcen fest im Griff. Geht es wiederum um Aufgaben, die schnelle Skalierung und Flexibilität erfordern, dann ist die Cloud nahezu unübertroffen.
Beispiel Use Cases / On-Premise
Anwendungen mit besonders strengen Anforderungen an Sicherheit oder Compliance
Systeme die besonders niedrige Latenzen erfordern (Echtzeitsysteme, industrielle Steuerungssysteme)
Systeme mit konstanten Arbeitslasten (ERP-Systeme, Produktions- und Fertigungssysteme)
Legacy-Systeme, deren Migration in die Cloud zu komplex oder kostspielig ist
Beispiel Use Cases / Cloud
Webanwendungen und Websites mit wechselnden Lastanforderungen
Big Data und Analysen - effiziente Verarbeitung großer Datenmengen
Entwicklungs- und Testumgebungen (z.B. für Continuous Integration)
IoT Platformen
Content Delivery Networks
Nicht falsch verstehen: Das ist keine Entweder-oder-Frage. Häufig ist ein hybrider Ansatz die klügste Wahl – also die Kombination von Cloud und On-Premise-Ressourcen. Durch die intelligente Verteilung von Arbeitslasten auf On-Premise- und Cloud-Umgebungen können Unternehmen die für sie ideale Balance zwischen Kosten und Leistung finden. Diese Strategie ermöglicht es, die Skalierbarkeit der Cloud für dynamische Aufgaben zu nutzen und gleichzeitig stabile Betriebsabläufe im eigenen Haus aufrechtzuerhalten.
Beispiel Use Cases / Hybrid
Abfedern von Lastspitzen auf On-Premise Infrastruktur über die Cloud
Verarbeitung sensibler Daten On-Premise bei gleichzeitiger Speicherung und Verarbeitung weniger sensibler Daten in der Cloud
Redundanz von On-Premise Systemen über die Cloud absichern
Multi-Region Deployments - Bedienung lokaler Märkte On-Premise bei gleichzeitiger Nutzung von Cloud-Ressourcen für globale Reichweite und Redundanz
Wege zur Kostenoptimierung in der Cloud
Langfristige Commitments: Reserved vs. On-Demand & Spot Instances
Wer den Weg in die Cloud einschlägt und ernsthaft Kosten senken möchte, kommt um die Nutzung langfristiger Verpflichtungen mit reservierten Instanzen nicht herum. Das heißt: sich für einen längeren Zeitraum zur Nutzung einer bestimmten Menge an Cloud-Ressourcen zu verpflichten. Im Gegenzug gibt es in der Regel einen erheblichen Rabatt. Reserved Instances sind damit ein ziemlicher Game-Changer: Unternehmen, die bereit sind, Ressourcen für ein bis drei Jahre zu binden, erreichen Einsparungen von bis zu 72%.
Cloud-Anbieter haben darüber hinaus oft ungenutzte Rechenkapazitäten, die sie als Spot-Instanzen anbieten. Diese Kapazitäten sind nicht dauerhaft verfügbar, da sie wieder abgerufen werden können, wenn reguläre, zahlende Kunden diese benötigen. Spot-Instanzen bieten eine kostengünstige Möglichkeit, Cloud-Ressourcen zu nutzen, sind jedoch am besten für Workloads geeignet, die flexibel genug sind, um mit Unterbrechungen umzugehen. Die Rabatte von bis zu 90% sind dann sogar noch wesentlich höher als bei Reserved Instances.
Kostenmanagement-Tools helfen, Komplexität zu bewältigen
Cloud-Anbieter stellen spezielle Tools zur Verwaltung und Optimierung von Cloud-Ausgaben bereit, die man auf jeden Fall nutzen sollte. Diese Tools sind darauf ausgelegt, Unternehmen umfassende Einblicke in ihre Kostenstruktur zu bieten und sicherzustellen, dass Ausgaben effektiv kontrolliert werden. Das schafft Kostentransparenz und erlaubt Budgetkontrolle in Echtzeit. Unternehmen sehen genau, wo und wie ihr Geld ausgegeben wird. Dies schafft die Grundlage für fundierte Entscheidungen und hilft dabei, unnötige Ausgaben zu identifizieren und zu eliminieren.
Zudem decken sie Ineffizienzen auf und schlagen Maßnahmen zur Optimierung der Ressourcennutzung vor. Detaillierte Berichte und Analysen helfen, Trends zu erkennen und zukünftige Ausgaben besser zu planen. Ein integraler Bestandteil ihrer Funktionalität ist die Alarmierung bei Kostenanomalien, was es den Unternehmen ermöglicht, proaktiv auf potenzielle Kostenüberschreitungen zu reagieren.
Bei AWS etwa hilft der »Cost Explorer« Unternehmen, ihre Ausgaben zu überwachen und zu optimieren, ermöglicht detaillierte Analysen der Kosten über verschiedene AWS-Dienste hinweg und bietet Visualisierungen, die helfen, Trends zu erkennen. Definierte Budgets und Kostenalarme stellen sicher, dass nichts aus dem Ruder läuft.
Automated Scaling und Rightsizing
Zur Optimierung von Cloud-Kosten sind zudem automatisierte Skalierung und Rightsizing strategisch relevant. Beim Auto-Scaling wird die Menge an genutzten Cloud-Ressourcen automatisiert an den aktuellen Bedarf angepasst. Dazu werden bestimmte Metriken und Schwellwerte definiert und überwacht und bei Über- oder Unterschreitung dieser Werte Ressourcen hinzugefügt oder wieder entfernt. Es handelt sich also um eine sehr dynamische Skalierung, die beispielsweise durch robuste Dienste wie AWS Auto Scaling unterstützt wird.
Beim Rightsizing hingegen geht es vorwiegend darum, regelmäßig zu prüfen, ob bereitgestellte Cloud-Ressourcen noch effektiv genutzt werden. So können Anwendungen, kurz nach dem Launch Performance-Bottlenecks aufweisen, die höhere Anforderungen an genutzte Cloud-Ressourcen stellen. Werden diese im Laufe der Zeit behoben, kann mitunter auf kleiner dimensionierte Cloud-Infrastruktur ausgewichen werden, um Kosten zu sparen.Konfigurationen sollten regelmäßig an die tatsächliche Nutzung angepasst werden, um nicht für Ungenutztes zu bezahlen.
Serverlose Architekturen
Serverlose Architekturen sind ein Cloud-Computing-Modell, bei dem der Cloud-Anbieter die Serververwaltung übernimmt, sodass Entwickler:innen sich ausschließlich auf das Schreiben und Ausführen von Code konzentrieren können. Sie bieten erheblich Kostenvorteile, da nur für die tatsächlich benötigte Rechenzeit bezahlt wird und keine Infrastruktur verwaltet und gewartet werden muss. Der Anbieter stellt automatisch die benötigten Ressourcen bereit und skaliert dynamisch entsprechend den Lastanforderungen.
Serverlose Architekturen sind besonders kosteneffizient, aufgrund ihres nutzungsbasierten Abrechnungsmodells. Das bedeutet, dass Sie nur für die tatsächliche Ausführungszeit des Codes zahlen, anstatt für die gesamte Zeit, in der Server laufen. Dies kann die Kosten erheblich senken, insbesondere für Anwendungen mit unregelmäßigem oder variablem Traffic, da keine Ressourcen für Zeiten ohne Nachfrage bereitgehalten werden müssen.
Klar — nicht alle Anwendungen sind für serverlose Architekturen geeignet. Serverless macht besonders Sinn bei Workloads, mit einem hohen Bedarf an automatischer Skalierung. Beispiele hierfür sind ereignisgesteuerte Anwendungen, wie z.B. Datenverarbeitung nach Uploads, Echtzeit-Datenanalyse, Backend-Dienste für mobile Apps, Batch-Verarbeitung oder IoT-Datenverarbeitung.
Cloud-Migration heißt kontinuierliche Optimierung
Regelmäßige Audits und Leistungsüberprüfungen bilden das Rückgrat jeder effektiven Cloud-Strategie. Neben einem individuell zugeschnittenen Kostenmonitoring sollte ein Zeitplan für die regelmäßige Bewertungen der Ressourcennutzung festgelegt werden, um Cloud-Infrastruktur so effizient wie möglich zu nutzen. Die Förderung einer kostenbewussten Kultur in allen Teams und deren Einbeziehung in Optimierungsdiskussionen ist entscheidend für die Realisierung von Einsparungen. Viele Cloud-Anbieter bieten zudem eigene Kostenoptimierungstools zur Unterstützung an.
Dieses Kostenbewusstsein ist entscheidend. Dennoch: Die Cloud dreht sich nicht nur um Kosten — richtig eingesetzt kann sie ein starker Katalysator für mehr Agilität und Innovationsfähigkeit sein. Sie ermöglicht schnelle Skalierung und globale Reichweite, sodass Unternehmen neue Märkte rasch erschließen können. Darüber hinaus ist sie eine Plattform für schnelle Innovation und reduziert die Abhängigkeit von kostspieliger Hardware. Und besonders aktuell: Sie schafft Zugang zu Spitzentechnologien wie KI und ML, ohne das Rad neu erfinden zu müssen.
Letztlich ist strategische Cloud-Adoption eine Frage der Vision. Durch das Verständnis der einzigartigen Anforderungen jeder Arbeitslast und die Nutzung der inhärenten Vorteile der Cloud können Unternehmen ein kosteneffektives Gleichgewicht erreichen, das langfristiges Wachstum und Fortschritt begünstigt. Ziel ist es, den Wert zu maximieren und die Kosten zu minimieren, während die Komplexität der Cloud auch tatsächlich bewältigt werden kann.
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