Spryker: die Plattform für zukunftsgerichteten Commerce

Die Vorteile hinter der Modularität und »Composability« im Ansatz von Spryker

03. Juli 2023 / Thomas Kühnel, Co-CTO

In den vergangenen Jahren hat sich die Welt der E-Commerce-Technologien stark gewandelt. Neue Akteure, veränderte technologische Anforderungen und ein Anstieg der Gesamtkomplexität prägen den Markt. Einer der aufstrebenden Player ist Spryker, dessen modulares Commerce OS als Basis für eine Reihe unserer großen Plattform-Projekte gedient hat. Werfen wir also einen Blick auf den technologischen Ansatz von Spryker, wie und warum es den Commerce-Projekten von Unternehmen zugutekommt und was für die Zukunft zu erwarten ist.

Als unsere Teams 2015 die Arbeit mit Spryker aufnahmen, war das Unternehmen noch ein junges Startup im Ökosystem des Inkubators von Project A. Unsere Entwickler:innen hatten zuvor über Jahre Projekterfahrung im Commerce-Bereich gesammelt und waren zunehmend frustriert von den damals verfügbaren Lösungen. Die oft starren, vorgefertigten Commerce-Suiten mussten mühsam an die jeweiligen Projektanforderungen angepasst werden. Unnötige Features und Services zu entfernen oder neue Funktionen per Individualentwicklung zu implementieren, war aufwändig und kostete viel Zeit.

Vorhang auf für Spryker und ein einfaches Versprechen: mehr Flexibilität bei der Entwicklung und Skalierung von Commerce-Applikationen. Wie? Durch eine modulare Softwareplattform für den E-Commerce, die aus lose gekoppelten, unabhängigen Komponenten besteht. Und die je nach Bedarf und sich verändernden Anforderungen implementiert, erweitert oder herausgelöst werden können.

Schnell bot sich die Gelegenheit, Spryker in einem ersten Projekt einzusetzen: Swisscom und Coop hatten sich zusammengetan, um ein Marktplatz-Projekt umzusetzen, und Spryker als Basis gewählt. So konnten unsere Teams sehr früh in die Arbeit mit einer neu aufkommenden Commerce-Technologie einsteigen und ihre weitere Entwicklung prägen. Vier Monate später ging die erste Spryker-basierte Commerce-Plattform der Welt an den Start, maßgeblich vorangetrieben von unseren Teams. (Disclaimer: Bevor ich zu Turbine Kreuzberg kam, war ich selbst Entwickler bei Spryker).

So macht Commerce-Entwicklung wieder Spaß

Und damit kehrte auch der Spaß an der Entwicklung von Commerce-Applikationen zurück. Spryker bot unseren Entwickler:innen ein gutes Beispiel dafür, wie moderne, modulare Software aufgebaut sein sollte. Seine qualitativ hochwertige Codebasis ermutigt Entwickler:innen, Best Practices auf pragmatische Weise anzuwenden. Die Entkopplung der Spryker-Module erleichtert die Umsetzung agiler Softwareentwicklung. Zudem fördert das Testing-Setup von Spryker die testgetriebene Entwicklung und seine Tools zur statischen Code-Analyse ermöglichen es, die Qualität des Codes im Laufe eines Projekts zu erhalten.

Diese beispielhafte Entwicklungsumgebung brachte Turbine Kreuzberg dazu, der erste Spryker Solution Partner zu werden. Die über zwanzig Plattform-Projekte, die wir seither mit Spryker umgesetzt haben, sind Beweis genug für unsere Überzeugung. Mehr noch: Die Anforderungen unserer Auftraggeber:innen und die von uns in den vergangenen Jahren implementierten Lösungen konnten die Technologie an sich stark prägen.

Spryker: Ein dynamisches Commerce-Framework

Werfen wir einen Blick unter die Haube. Kurz gesagt: Spryker Cloud Commerce OS ist ein hochgradig modularer, anpassbarer Commerce-Stack, der viele Out-of-the-Box-Funktionen mit einem hohen Maß an Flexibilität kombiniert. Man kann sich Spryker wie ein »Lego«-Modell vorstellen. Die verschiedenen Module arbeiten weitgehend unabhängig voneinander und können je nach Bedarf und geänderten Anforderungen implementiert, erweitert oder entfernt werden.

Dazu verwendet Spryker eine Sammlung loser gekoppelten Komponenten, die die Grundlage für hochleistungsfähige, wartbare und leicht skalierbare Commerce-Applikationen bilden. Die Funktionen von Spryker sind in unabhängigen »Packaged Business Capabilities« (PBC) gebündelt, die je nach Anwendungsfall je einen bestimmten Bedarf abdecken, beispielsweise das Produkt-Informations-Management, Pricing, Steuer-Management oder Suche. Diese Modularität verringert die Gefahr, dass sich Änderungen an einem Teil des Systems auf andere Teile negativ auswirken, wodurch Fehler und der Zeitaufwand für die Wartung vermieden werden.

Die Anforderungen im B2B- und B2C-Bereich überschneiden sich mehr und mehr. Dennoch hat jedes Unternehmen seine eigenen individuellen Anforderungen, und Spryker lässt sich leicht an kundenspezifische Bedürfnisse anpassen – insbesondere im Vergleich zu One-Size-Fits-All-Plattformen. Während Spryker zahlreiche konventionelle Shopsystem-Features bereits mitbringt, glänzt es vor allem durch die Unterstützung von agiler Individualentwicklung.

Die Glue-API

Die Integration von Front-End-Touchpoints wird durch eine API-Anwendung namens »Glue« bewerkstelligt. Sie ermöglicht es, je nach Anwendungsfall mehr als eine User Experience zu schaffen – von standardisierten B2C- oder B2B-Onlineshops, Marktplätzen, mobilen Apps oder exotischeren Front-End-Touchpoints wie Voice- oder Bot-Commerce. So wird die Plattform für Kund:innen unter allen Umständen erreichbar. Spryker selbst beschreibt das Cloud Commerce OS als eine »Beyond Shop – Beyond Desktop«-Technologie, die transaktionale Anwendungsfälle an jedem aktuellen und zukünftigen Touchpoint ermöglicht.

Darüber hinaus sehen wir mit Headless Commerce eine erhöhte Flexibilität bei der Anpassung der Storefront, wodurch die Grenzen für Entwicklungsteams bei der Erstellung von Plattformen reduziert werden und auch das Benutzer:innenerlebnis verbessert wird. Außerdem sehen wir eine erhebliche Verkürzung der Time-to-Market.

Basis für schnelle Innovation

E-Commerce wird zunehmend datengesteuert, was dazu führt, dass sich die Anforderungen von Unternehmen laufend verändern. Häufig führen innovative Ideen zu der Notwendigkeit zusätzlicher Services, die schnell implementiert und direkt im Markt getestet werden müssen. Zudem evaluieren und erweitern Unternehmen laufend ihre Tech-Stacks, etwa indem sie neue Zahlungsplattformen, CRM- oder CMS-Tools integrieren. Sprykers modulare Architektur gewährleistet eine schnelle und zuverlässige Integration neuer Service-Innovationen in Produktionsumgebungen, die dann auf ihren Erfolg hin evaluiert werden können.

Eigentlich geht Spryker Commerce OS noch einen Schritt weiter. Die Nutzung von maschinengenerierten Daten für Lagerhaltung und Produktion oder auch Blockchain-Transaktionen wird von der Spryker Architektur unterstützt und ermöglicht die nahtlose Integration von Backend-Technologien. Mit zunehmender Automatisierung sind eine IoT-basierte Lagerhaltung und eine vollautomatische Abwicklung von B2B-Transaktionen – also der erwähnte »Bot Commerce« – nicht mehr weit entfernt.

Darüber hinaus werden viele Geschäftsmodelle, die im Laufe der Jahre nur geringfügige Änderungen erforderten, im Zeitalter der digitalen Transformation immer individueller und anspruchsvoller. Statt das Risiko einzugehen, bei Null anfangen zu müssen, ermöglicht das Spryker-Fundament die Entwicklung und den Betrieb von technischen Innovationen parallel zum laufenden System. Stellt sich dann heraus, dass sich die bestehenden Lösungen auch in Spryker gut umsetzen lassen, kann man schrittweise migrieren. So stehen Unternehmen nicht mehr vor der Entweder/Oder-Frage, sondern können von einem sanften Übergang profitieren.

Häufige Updates und schnelle Reaktionszeiten

Wenn es um Updates geht, unterscheidet sich die Strategie von Spryker deutlich von anderen Anbietern. Während an anderer Stelle in der Regel nur eine Hauptversion der Software pro Jahr herausgebracht wird, setzt Spryker auf kontinuierliche Update-Releases der einzelnen Modelle. Das führt zu einem kontinuierlichen Update-Prozess, der keine großen Versionsmigrationen erfordert. Dies gewährleistet, dass die Funktionen und die Sicherheit jederzeit auf dem aktuellen Stand sind. Zudem sind Kosten leichter abzuschätzen.

Geschwindigkeit ist einer der wichtigsten Faktoren im Online-Handel. Langsame Websites sind ein Dealbreaker, dem können sicher alle zustimmen. Der Ansatz von Spryker stellt sicher, dass der Shop nie zum Engpass für Marketingaktivitäten wie TV, Newsletter oder SEM-Kampagnen wird. Einer der besten Vorteile einer schnellen Anwendung ist die Möglichkeit, den Shop zu Test-, Vorbereitungs- und Produktionszwecken auf kleinen und erschwinglichen Cloud-Modellen zu betreiben. Weniger Aufwand für die Optimierung bedeutet auch einen geringeren Hosting-Umfang. Standardmäßig ist Spryker eine Cloud-Lösung, d. h. man muss sich weder um das Hosting noch um aufwändige, wiederkehrende Wartungsarbeiten kümmern.

Auf dem Weg in die Zukunft des Composable Commerce

Spryker wird seinem Produktnamen »Commerce OS« gerecht: Als modulares System für Commerce-Anwendungen begegnet es den Herausforderungen der digitalen Transformation mit einer sauberen Architektur, einem klaren Fokus auf Erweiterbarkeit und einer konsequenten Trennung von Front- und Backend. Das gilt insbesondere im Vergleich mit den herkömmlichen, häufig stark aufgeblähten Lösungen von der Stange. Mit Spryker lässt es sich schnell auf neue Anforderungen reagieren, ohne dabei an Leistung einzubüßen.

Kürzlich hat Spryker seine eigene App Composition Platform auf den Markt gebracht, die es Unternehmen ermöglicht, eine ausgewählte Reihe von Anwendungen von Drittanbietern auf einfachere und schnellere Weise zu testen – ganz ohne Code. Die Idee ist es, eine Commerce-Plattform zu schaffen, die wirklich »composable« im Sinne von flexibel zusammensetzbar ist. Damit sollen Kund:innen bei sich laufend verändernden Anforderungen einfach die besten Technologien auswählen und diese schnell integrieren können. Die theoretischen Vorteile für Kund:innen liegen auf der Hand. Ob Spryker auch in Zukunft so flexibel für Entwickler:innen sein wird, wie es in der Vergangenheit der Fall war, bleibt abzuwarten.

Auf unserer Reise mit Spryker in den letzten Jahren haben wir große Schritte in Richtung der Zukunft des E-Commerce gemacht. Der Online-Handel ist nicht mehr nur eine Nebenschauplatz in den Systemlandschaften der Unternehmen, sondern entwickelt sich zum technologischen Kern vieler Unternehmen. Für mich als Entwickler ist es aufregend, daran mitzuwirken, dass diese Zukunft Wirklichkeit wird. Und wie immer kommt es viel schneller, als wir dachten.

Thomas Kühnel
Co-CTO
thomas.kühnel@turbinekreuzberg.com