Ein Kompass für den Wert von Software-Entscheidungen

Gartner® Magic Quadrant™ für Digital Commerce 2022

03. November 2022 / Sama Fraij

Wer sich in der weitläufigen Welt der globalen E-Commerce-Technologie orientieren will, wird kaum eine Informationsquelle finden, die weiter verbreitet ist als der Magic Quadrant for Digital Commerce von Gartner. Technologieanbieter, ihre Kunden und Partner in den jeweiligen Ökosystemen warten gespannt auf die jährliche Veröffentlichung des IT-Beratungsriesen, immer auf der Suche nach Veränderungen in ihrer eigenen Position im Quadranten und der ihrer Konkurrenten.

Das gilt natürlich auch für uns. Gerade in diesem Sommer wurden einige der Technologien, die wir täglich nutzen, erneut aufgenommen – konkret Spryker, commercetools und Oro Commerce. Beispielsweise unser langjähriger Partner Spryker zum Beispiel, der seit über sieben Jahren die Basis für viele unserer Commerce-Plattform-Projekte bietet, wurde dieses Jahr als “Visionary” ausgezeichnet.

Grund genug, sich einmal näher mit dem Magic Quadrant zu beschäftigen. Was zeigt er uns eigentlich und warum ist das für die Unternehmen, für die wir arbeiten, und für uns relevant? Um Antworten zu finden, haben wir mit Geschäftsführer Christopher Möhle gesprochen.

Christopher, was zeigt uns der Gartner® Magic Quadrant™?

Ganz grundsätzlich sehe ich den Magic Quadrant als ein Instrument zur Bewertung und zum Vergleich der verschiedenen Technologien im Commerce-Sektor. Er fügt verschiedene Dimensionen zusammen, die alle, die Technologieentscheidungen treffen, bei ihrer Auswahl berücksichtigen sollten. Der Magic Quadrant kombiniert den Innovationsgrad der Vision jeder Lösung mit dem jeweiligen Ausführungsgrad anbietenden Unternehmen. Treibt ein bestimmter Vendor den E-Commerce-Markt voran oder folgt er anderen? Und wie gut sind die Anbieter jeweils in der Lage, ihre Vision zu verwirklichen?

Obwohl der Magic Quadrant oft als solcher missverstanden wird, ist er weniger ein Ranking von oben nach unten, sondern eher eine Landkarte. Er bietet eine Orientierungshilfe: Einige Unternehmen suchen vielleicht nach der innovativsten Software, andere nach einer, die sich am meisten bewährt hat, und wieder andere nach einer kleinen Nischenlösung, die einen speziellen Anwendungsfall gut abdeckt. Im digitalen Commerce geht es nicht um “One-Size-Fits-All”. Und der Magic Quadrant bietet einen ersten Schritt, um zu beurteilen, welche Technologien sich für die eigene strategische Entwicklung eignen.

Christopher Möhle

Inwiefern ist ein Ranking im Magic Quadrant für uns als Technologieagentur relevant?

Ganz einfach: Wir halten nach Technologien Ausschau, die zu Unternehmen passen, mit denen wir am besten zusammenarbeiten. In unserem Fall sind das vor allem Großunternehmen mit hochkomplexen, kundenspezifischen Geschäftsprozessen im Handel und weiteren Geschäftsprozessen. Das bedeutet in der Regel ein hohes Maß an technologischem Ehrgeiz, sowie einen hohen Bedarf an Flexibilität und ständiger Weiterentwicklung.

Vor diesem Hintergrund prüfen wir laufend, welche Technologien am besten geeignet sind, um die hochkomplexen Probleme zu lösen, mit denen unsere Kunden und wir täglich zu tun haben. In den letzten Jahren bedeutete das oft, mit den neueren, schnell wachsenden Lösungen wie Spryker oder Commercetools zu arbeiten, je nach den individuellen Anforderungen des Kunden. Das ist besonders wichtig, wenn es um Projekte wie Marktplätze, B2B-Beschaffungsplattformen, Großhandelsplattformen, Kundenportale mit Vertragsmanagement und mehr geht.

Was sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse aus dem Magic Quadrant 2022?

In der oberen rechten Ecke, den "Leaders", sehen wir eine Mischung aus monolithischen, verlässlichen Optionen, die nicht nur gut funktionieren, sondern auch ein hohes Maß an Skalierbarkeit bieten. Sie bringen meist eine nachweisbare Erfolgsbilanz mit und eine dementsprechend hohe Marktdurchdringung. Im Wesentlichen handelt es sich um Optionen, die seit Jahren erprobt und getestet werden. Im Vergleich dazu kommen jüngere Anbieter wie Spryker und commercetools fast schon “punkig” daher. Sie steigen rasant auf und enwickeln sich selbst in Richtung Marktführer. Dies zeigt auch eine Veränderung im Markt – Unternehmen gehen von streng monolithischen zu immer flexibleren Lösungen über. Heutzutage wird es als weniger riskant für ein großes, weltweit operierendes Unternehmen angesehen, einen modularen oder sogar einen Microservices-Ansatz zu wählen, und das hat sich im Laufe der Jahre deutlich geändert.

Abgesehen davon möchte ich hinzufügen, dass sich in letzter Zeit gar nicht so viel getan hat, was wirklich neue Ansätze im Commerce angeht. Wir sehen, dass Lösungen, die vor ein paar Jahren auf den Markt gekommen sind, sich jetzt durchsetzen und zunehmend Akzeptanz im Markt finden. In vielen Fällen geht es nicht so sehr darum, eine komplett neue Technologie zu finden, sondern vielmehr darum zu bestätigen, dass die bereits eingesetzte Technologie immer noch am besten geeignet ist. Tools wie der Magic Quadrant wirken wie ein Kompass für den strategischen Wert von Software-Entscheidungen.

Und was bedeutet das Ranking der von uns verwendeten Technologien für uns und unsere Kunden?

Im Grunde dient die Veröffentlichung von Gartner als eine Art Validator für technologische Entscheidungen, ähnlich wie man sich auf externe Consultants verlässt, um eine getroffene Geschäftsentscheidung zu bestätigen. Für uns gilt: Je weiter oben eine Technologie im Quadranten eingestuft wird, desto größer ist das Marktpotenzial für uns als Serviceanbieter. Je weiter eine Technologie auf der Achse der Vollständigkeit der Vision voranschreitet, desto mehr Potenzial hat sie für die Art von Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten – und ermöglicht ihnen oft einen flexibleren Ansatz. Je höher sie auf der Execution-Achse liegt, desto mehr wird sie als etablierte, weniger risikoreiche Option wahrgenommen. Allerdings bedeutet das in der Regel auch höhere Investitionssummen.

Wenn Auftraggeber:innen wissen, wie die von Dienstleister:innen genutzten Technologien im Quadranten eingestuft sind, erleichtert das zudem die Auswahl einer Agentur. Warum? Weil es einen Hinweis darauf gibt, was von der Agentur zu erwarten ist, sei es in Bezug auf den Professionalisierungsgrad ihrer Arbeitsabläufe oder die zu erwartenden Investitionsgrößen.

Christopher, vielen Dank für das Gespräch!

Sama Fraij
Brand und Communications Specialist
sama.fraij@turbinekreuzberg.com