Spryker Commerce OS
Dynamik für Plattform-Modelle
21. April, 2021 / Christopher Möhle
Seit einigen Jahren ist Sprykers Commerce OS häufig die erste Wahl (oder zumindest in der engeren Auswahl), wenn es darum geht, den Technologie-Stack für komplexe Commerce-Plattformen auszuwählen. Unser langjähriger Auftraggeber Simplicity war da keine Ausnahme. Ein Überblick über das Projekt und die Gründe für Spryker.
Zu den Kernaufgaben einer Technologieagentur zählt es, gute Argumente zu liefern, mit denen es für Unternehmen leichter wird, technologische Entscheidungen zu treffen. In unserem Fall heißt das ganz konkret: die jeweils passenden Technologien zu empfehlen und zu kombinieren, mit denen Unternehmen Plattform-Geschäftsmodelle technologisch umsetzen können.
In den vergangenen Jahren ist einer der wichtigsten Bausteine dafür Spryker Commerce OS – auch im Falle unseres langjährigen Auftraggebers, dem deutschen Modehersteller Simplicity. Nicht nur, weil unsere Teams Spryker besonders gut und gerne implementieren, sondern aus voller Überzeugung für den technologischen Ansatz, der dahinter steckt. Durch seine Modularität und Offenheit lassen sich mit Spryker in kürzester Zeit besonders zukunftsfähige Applikationen entwickeln, vorausgesetzt die Anforderungen passen und das Ambitionslevel stimmt. Das haben wir früh erkannt – und sogar im allerersten Spryker-Projekt überhaupt unter Beweis gestellt.
Nicht ohne Grund zertifizieren wir jährlich dutzende unserer Developer für Spryker und haben damit zwölf Plattformen in nur fünf Jahren ausgeliefert. Ein Paradebeispiel für den Spryker-Einsatz: Simplicity.
Die beiden Markenplattformen für OPUS und someday erscheinen im neuen, besonders schlichten Look.
Simplicity: Fashion trifft auf Tech Ownership.
Der Name »Simplicity« ist für den Modehersteller aus Oelde in Nordrhein-Westfalen Programm: Einfachheit, Fokussierung, klare Vision. Das Unternehmen ist vor über zwanzig Jahren mit der Idee gestartet, richtig gute Hosen zu machen. Daraus hat sich ein Geschäft mit zweistelligem Umsatzwachstum pro Jahr entwickelt. Simplicity vertreibt Kollektionen seiner beiden Marken OPUS und someday heute an mehr als 2.000 Handelspartner europaweit sowie direkt im Endkundinnengeschäft.
Verantwortlich für diesen Erfolg ist Simplicitys enorme Expertise im Modegeschäft, insbesondere im stationären Handel, gepaart mit einem starken technologischen Fokus. Von Anfang an hat der Modehersteller in individuell entwickelte Systeme investiert und neue Technologien implementiert, wie intelligente Lagersysteme oder EDI-Anbindungen. Das Unternehmen hat früh erkannt: Je besser es auf den Bedarf in der Fläche reagieren kann, desto erfolgreicher ist es. So zählt Simplicity zu den Vorreitern im Markt, die Ware proaktiv in angeschlossene Verkaufsflächen liefern konnten. Auch der bis 2017 bestehende Online-Shop war ein Simplicity-Eigengewächs – eine monolithische Individualsoftware, die alles abdeckte vom Warenmanagement bis zum Newsletter-Versand.
Auf ins Ungewisse, aber bestens vorbereitet.
2017 war es an der Zeit, den digitalen Vertrieb durch ein Replatforming auf die nächste Stufe zu heben. Für Simplicity galt es, das starke digitale Wachstum langfristig zu sichern – und dabei als Hersteller in einem dynamischen Markt noch flexibler zu werden.
Nun beginnt die Suche nach einem neuen, passenden Commerce-System bekanntermaßen mit zwei Listen: Auf der einen stehen alle Feature-Wünsche, auf der anderen das funktionelle Inventar marktüblicher Systeme. Legt man sie übereinander, entsteht unweigerlich ein Delta – und damit gehen die Probleme los: Offene Wünsche bedeuten Aufwand, vorher in der Planung oder nachträglich, wenn sie individuell hinzuentwickelt werden müssen. So hundertprozentig weiß man vorher allerdings nie, was man nachher braucht: die komplexeste Anforderung des Commerce ist die eigene Unvorhersehbarkeit. Dass die meisten Unternehmen, gerade auch wie Simplicity, heute über stark ausdifferenzierte IT-Landschaften verfügen, die mit Neuem vereint oder ersetzt werden sollen, macht die Sache nur noch komplexer.
Zugleich werden Anforderungen heute deutlich flexibler ausgelegt als noch vor einigen Jahren. Die Relevanz eines detaillierten Lastenhefts sinkt, der Wunsch nach agiler Methodik und einem skalierbaren Entwicklungsprozess steigt. Der Weg in die Zukunft der Commerce-Software führt daher zu Frameworks und APIs, zur Entkopplung von Diensten, zu Best Practices und Richtlinien, zu voneinander unabhängigen Funktionen, die sich austauschen oder abschalten lassen, ohne dabei den Rest des Systems zu beeinträchtigen.
Der Schlüssel steckt in der Modularität.
Genau das ist es, was Spryker ausmacht – und wovon auch wir so überzeugt sind. Der Anspruch des heute schon beinahe Unicorn-Kandidaten ist es, ein Fundament für performante, wartbare und gut skalierbare kommerzielle Anwendungen zu bieten. Während Spryker out-of-the-box viele klassische Shopsystem-Funktionen mitbringt, spielt es seine Stärken besonders in agilen Individualentwicklungen aus.
Denn zur DNA des Commerce OS gehört es, dass einzelne Komponenten stark voneinander entkoppelt sind und sogar getrennt skaliert werden können. Diese modulare Architektur garantiert, dass sich Weiterentwicklungen schnell und robust in produktive Umgebungen integrieren und ihre Akzeptanz bzw. ihr Erfolg testen lassen.
Konsequent voneinander entkoppelt sind bei Spryker auch Front- und Backend – Stichwort: »Headless Commerce«. Gemeinsam mit der schnittstellenorientierte Architektur ermöglicht es das Spryker-Entwickler:innen, in kurzer Zeit völlig neue Vertriebskanäle darzustellen und Maßnahmen zu deren Monitoring und ggf. Skalierbarkeit zu ergreifen, ohne andere Applikationen damit zu beeinflussen. Auch das ist es, was Spryker so zukunftsfähig macht: Schließlich muss man Kund:innen dort abholen, wo sie sich aufhalten – aber niemand weiß heute, ob das in zwei Jahren immer noch derselbe Ort sein wird.
Das System der Wahl für Replatforming.
Im Simplicity-Projekt lag unsere Kernaufgabe zwar darin, dessen Markenshops auf ein neues technologisches Fundament zu stellen, im neuen Look zu relaunchen und in die bestehende Systemlandschaft zu integrieren. Im ersten Schritt jedoch galt es, den bestehenden Funktionsumfang in der neuen Plattform abzubilden. Gerade für solch ein Replatforming eignet sich Spryker besonders gut.
Anstatt sich dem Risiko einer vollständigen Neuentwicklung auszusetzen, kann man dank Sprykers agilen Fundaments technische Innovationen parallel zu seinem Altsystem entwickeln und betreiben. Stellt man fest, dass sich auch bestehende Lösungen gut in Spryker umsetzen lassen, können sie schrittweise migriert werden. Unternehmen werden dadurch nicht mehr mit der Frage nach dem „Entweder-Oder“ konfrontiert, sondern profitieren von einem fließenden Übergang.
Auf der Simplicity-Plattform kaufen Kund:innen mit einem Account nahtlos bei beiden Marken ein. Single-Sign-On und Shared Cart machen es möglich.
Die Zukunft kann kommen.
Mit Spryker ist für Simplicity in unter einem Jahr Entwicklungszeit eine Plattform mit zwei stilvollen, jeweils für vier Länder lokalisierten Markenshops entstanden, die sich reibungslos in die restlichen Systemlandschaft einfügt. Features, wie ein markenübergreifender Warenkorb, Single-Sign-On zwischen beiden Shops und ein besonders schneller Checkout, schaffen für Kundinnen ein äußerst bequemes Einkaufserlebnis. Durch kontinuierliche Optimierung im laufenden Betrieb ist die Plattform heute besonders robust: Spitzenlastzeiten bereiten ihre keine Schwierigkeiten – auch nicht bei rasant steigenden Orderzahlen, wie etwa zum Black Friday.
– Stefan Leewe, Geschäftsführer von Simplicity.
Sprykers Modularität war für Simplicity besonders ausschlaggebend. Zusätzlich zur neuen Commerce-Plattform mussten Schnittstellen zur restlichen Systemlandschaft von Simplicity entwickelt werden, um die Plattform anzubinden. Die größte Herausforderung bestand in der nahtlosen Kommunikation zwischen Simplicitys Markenshops und allen anderen geschäftskritischen Komponenten, deren Schnittstellen sich während des Umsetzungszeitraums kontinuierlich veränderten. Parallel konnte so an mehreren Stellen in der Systemlandschaft entwickelt werden. Das spricht einerseits für das Ambitionslevel des Unternehmens Simplicity, gleichermaßen aber auch für das technologische Fundament seiner Systeme.
Durch das gemeinsame Spryker-Projekt ist der Plattformansatz in wenigen Jahren immer stärker ins Zentrum des Unternehmenserfolgs von Simplicity gerückt. »Das begünstigt unsere weitere Entwicklung in den kommenden Jahren enorm. Mit Turbine Kreuzberg konnten wir nicht nur eine markenübergreifende neue Plattform launchen, sondern sie laufend technologisch weiterentwickeln – wie auch uns selbst als Organisation«, sagt Stefan Leewe, Geschäftsführer von Simplicity. Der Modehersteller agiert heute als klarer Tech Owner, der konsequent die eigene Expertise aufgebaut hat, und bereit ist, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Es bleibt spannend.
Christopher Möhle, COO
christopher.moehle@turbinekreuzberg.com
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